Olympische Spiele

Paris 2024: Das Fazit der Bundestrainer & des Sportdirektors

05.08.2024 14:45

Die Olympischen Spiele in Paris 2024 sind aus Sicht des Deutschen Schützenbundes beendet. Es gab eine Silbermedaille durch das Bogen-Mixed Michelle Kroppen & Florian Unruh, dazu zahlreiche Finalteilnahmen und Top Ten-Platzierungen. DSB-Sportdirektor Thomas Abel sowie die sechs verantwortlichen Bundestrainer geben ihr Fazit zu den Tagen von Chateauroux bzw. Paris.

Foto: World Archery / Bogen-Bundestrainer Oliver Haidn hatte in Paris 2024 allen Grund zum Jubeln.
Foto: World Archery / Bogen-Bundestrainer Oliver Haidn hatte in Paris 2024 allen Grund zum Jubeln.

Thomas Abel (Sportdirektor): „Das Abschneiden im Bogensport war so, wie wir es uns erhofft haben mit einer Medaille. Die Erfolge mit Platz vier im Einzel der Männer und Platz sechs der Frauen waren auch ein sehr gutes Ergebnis. Klar wünscht man sich immer mehr, aber damit können wir sehr zufrieden sein. Mit dem Sportschießen in Chateauroux ist es faktisch so, dass wir große Hoffnungen hatten und auch mit einer starken Mannschaft angereist sind. Wir müssen analysieren, warum unsere Leistungsträger es nicht hinbekommen haben. Die Voraussetzungen mit Weltranglistenpositionen oder auch WM- und EM-Erfolgen waren hervorragend, alle haben nachgewiesen, dass sie unter Druck bestehen können. Von daher ist das Ergebnis sicherlich enttäuschend, das muss man leider so konstatieren. Wir müssen uns nun hinsetzen und dezidiert über alle Bereiche sprechen. Einerseits über den organisatorisch-übergreifenden, andererseits über den sportfachlichen und schauen, wo haben wir etwas nicht so gemacht, wie es sein müsste. Das wird sicherlich die nächsten Wochen und Monate in Anspruch nehmen, damit wir es in Bezug auf die nächsten Olympischen Spiele besser machen.“

Achim Veelmann (Gewehr): „Unsere Sportlerinnen und Sportler standen natürlich unter einem sehr großen Leistungsdruck, dem sie gerecht werden wollten, und am Ende fehlte das letzte Quäntchen Glück zum Einzug in die Finalwettkämpfe. Mit den erzielten Ergebnissen und ihren Platzierungen bestätigten sie die Nominierung zu den Olympischen Spielen und dass sie zu den besten Gewehrschützen auf der Welt gehören. Mit hoch erhobenem Haupt haben unsere Sportlerinnen und Sportler den Rückweg von Chateauroux angetreten und werden mit Stolz an der Abschlussfeier in Paris teilnehmen.“

Claudia Verdicchio-Krause (Pistole): „Die Finalteilnahmen in der Luftpistole sind aller Ehren wert, aber um eine Medaille zu holen, brauchst du am Ende des Tages auch das notwendige Quäntchen Glück, das blieb uns verwehrt. In der Sportpistole muss man wertfrei sagen, dass wir unser Leistungsniveau nicht abrufen konnten und unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Es bedarf ohne Frage in beiden Disziplinen einer kritischen und detaillierten Analyse, aus der wir dann die notwendigen Schritte ableiten und gehen werden.“

Foto: DSB / Das schwarz-rot-goldene DSB-Team in Chateauroux - auf dem Bild sind nicht alle Athleten und Trainer - blieb leider ohne Medaille.
Foto: DSB / Das schwarz-rot-goldene DSB-Team in Chateauroux - auf dem Bild sind nicht alle Athleten und Trainer - blieb leider ohne Medaille.

Uwe Möller (Trap): „Seit 2016 war in der Disziplin Trap erstmalig wieder eine deutsche Starterin im Damenbereich vertreten. Kathy Murche hat sich in den letzten beiden Jahren bei WM und EM mit Weltklasseleistungen dieses Olympiadebüt redlich verdient. Mit Einstellung der persönlichen Jahresbestleistung von 119 Scheiben und Platz elf im olympischen Turnier hat sie gezeigt, welches Leistungsvermögen in ihr steckt und dass sie das Potenzial hat, sich kontinuierlich an die Weltspitze heranzuarbeiten und sich dort schrittweise zu etablieren. Kathys Ergebnis und ihr Wachstum gehen konform mit der Jahresplanung und der Vorbereitung auf die großen Sportereignisse im Wettkampfjahr. Besonders der zweite Wettkampftag mit 49 Treffern war beeindruckend und machte deutlich, dass sie unter hoher Anspannung Höchstleistungen erbringen kann. Kathy ist Hoffnungsträgerin für Leistungssteigerung, Stabilität und Spitzenergebnisse bei zukünftigen hochkarätigen Wettkämpfen. Sie ist mental stark, bringt Kampfgeist, Lockerheit, Frohsinn und Verantwortungsgefühl im eigenen Wettkampf zum Tragen und hat auch im sozialen Kontext Motivation und Führungsqualitäten für die gesamte Nationalmannschaft zu bieten.“

Axel Krämer (Skeet): „Wir hatten tolle Einzelleistungen und uns bis in das Shootoff vorgekämpft. Das ist unser Stand, den wir erreicht haben. Dass wir diese Leistungen bringen müssen, war klar, es musste hoch geschossen werden. Mit einer Scheibe bist du weit weg, und das war unsere Ausgangsposition. Die Einstellung meiner Sportler war hervorragend, der Kampf vor dieser Kulisse hat beflügelt, weil wir es gar nicht gewohnt sind, diese Welle mitzunehmen. Das ist einwandfrei gelungen. Uns fehlt noch ein Kick, ich hatte aber drei tolle Athleten hier, ich hatte die Besten mitgehabt, das war auch wichtig für mich, dass ich nicht danebengreife. Wir brauchen diese Wettkampfhärte, Abgebrühtheit und Cleverness von den Amerikanern. Ich übergebe eine gesunde Truppe, das war unser Ziel. Klar sind wir an einer Medaille oder am Finale vorbeigeschrammt, aber man muss auch den Ball ein bisschen flachhalten und realistisch bleiben. Skeet ist in einer guten Spur.“

Detlef Glenz (Schnellfeuerpistole): „Des einen Freud, des anderen Leid. Bei Christian lief es gar nicht gut, er kam nicht so richtig in den Wettkampf rein. Dafür hat er mit der Luftpistole performt, womit man gar nicht so gerechnet hat. Florian hätte das erste Halbprogramm etwas besser sein können, das zweite war toll geschossen mit vielen Innenzehnern, mit der Sieben hat er es nochmals spannend gemacht. Die Devise lautet immer: Wir haben zwei Asse und hoffentlich sticht eins. Gestochen hat es für das Finale, ganz hat es nicht gereicht für das i-Tüpfelchen. Aber Florian hat noch alles vor sich. Ich bin nicht unzufrieden.“

Oliver Haidn: „Es waren definitiv die besten Spiele, die eine deutsche Recurvebogen-Mannschaft bei Olympia gezeigt hat. Wir haben eine Medaille, ein Halbfinale und einen sechsten Platz mit der Frauen-Mannschaft – das hatten wir noch nie. Und deshalb ziehe ich ein sehr positives Fazit. Wir haben seit Tokio eine stolze Serie produziert: Fünf EM-Medaillen 2022, zwei WM-Medaillen 2023, drei EM-Medaillen 2024 plus die Silbermedaille hier, das sind elf internationale Medaillen bei den Großereignissen. Ich möchte mich bei allen Trainern und Mitarbeitern bedanken, die dazu beigetragen haben. Da können wir sehr stolz und positiv auf diese drei Jahre und die Ergebnisse zurückblicken, die innerhalb dieses Zyklus‘ erzielt wurden. Meine Athleten investieren trotz der teilweise schlechten Rahmenbedingungen (keine Bogenhalle und zu wenig Trainer) enorm viel.“

Die Bilanz der DSB-Athleten in Paris 2024

Bogen
Einzel Frauen: 9. Platz Michelle Kroppen, 17. Platz Charline Schwarz, 33. Platz Katharina Bauer
Einzel Männer: 4. Platz Florian Unruh
Team Frauen: 6. Platz Katharina Bauer, Michelle Kroppen, Charline Schwarz
Mixed: 2. Platz Michelle Kroppen & Florian Unruh

Pistole
Luftpistole Einzel Männer: 5. Platz Christian Reitz, 6. Platz Robin Walter
Luftpistole Einzel Frauen: 20. Platz Doreen Vennekamp, 30. Platz Josefin Eder
Luftpistole Mixed: 6. Platz Josefin Eder & Christian Reitz, 9. Platz Doreen Vennekamp & Robin Walter
Sportpistole: 13. Platz Doreen Vennekamp, 36. Platz Josefin Eder
Schnellfeuerpistole: 4. Platz Florian Peter, 23. Platz Christian Reitz

Gewehr
Luftgewehr Einzel Frauen: 19. Platz Anna Janßen, 25. Platz Lisa Müller
Luftgewehr Einzel Männer: 14. Platz Maximilian Ulbrich
Luftgewehr Mixed: 4. Platz Anna Janßen & Maximilian Ulbrich
KK-Dreistellungskampf Frauen: 9. Platz Jolyn Beer, 11. Platz Anna Janßen
KK-Dreistellungskampf Männer: 17. Platz Maximilian Ulbrich

Flinte
Trap Einzel Frauen: 11. Platz Kathrin Murche
Skeet Einzel Frauen: 8. Platz Nele Wißmer, 17. Platz Nadine Messerschmidt
Skeet Einzel Männer: 8. Platz Sven Korte
Skeet Mixed: 10. Platz Sven Korte & Nele Wißmer

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