Olympische Spiele
Paris 2024: "Gold-Natascha" macht den zweiten Triumph perfekt
Auf der Schießanlage im französischen Châteauroux hat Natascha Hiltrop eine weitere Goldmedaille geholt. Nach ihrem Sieg im Kleinkaliber-Dreistellungskampf setzte sich die 32-Jährige aus Wiesbaden auch im freien Gewehr über 50 Meter im Liegendanschlag gegen die internationale Konkurrenz durch. Mit 250,2 Ringen stellte Hiltrop sogar einen neuen Paralympics-Rekord auf.
Natascha Hiltrop strahlte über das ganze Gesicht, doch euphorisch wirkte die als introvertiert bekannte Athletin gleich nach dem großen Triumph in Châteauroux nicht: „Ich bin glücklich, sehr zufrieden und auch ziemlich müde", sagte die 32-Jährige. „Um ehrlich zu sein, geht während des Schießens nicht viel in meinem Kopf vor. Vor dem letzten Schuss wusste ich, dass ich in Führung liege. Aus dem Augenwinkel sah ich dann, dass es bei mir eine 10,1 zum Abschluss war – und das hat eben gereicht." Hiltrop sagte, der paralympische Rekord sei das i-Tüpfelchen des Tages. Dennoch gab es zwischendurch Korrekturbedarf. „Ein Schuss ist mir im Finale deutlich nach links weggegangen, also haben Rudi (Krenn, Bundestrainer) und ich uns zusammengesetzt und kurz eine Pause eingelegt. Wir haben etwas nachjustiert und die Waffe neu ausgerichtet. Danach ging es dann weiter." Im Vergleich zu Tokio sei der Sieg ähnlich schön. „Es ist eine Bestätigung und einfach ein schönes Gefühl."
Bundestrainer Krenn hatte, noch stärker als nach der ersten Goldmedaille seiner Athletin, mit den eigenen Gefühlen zu kämpfen. „Eine emotionale Welle überrollt mich gerade. Es ist unfassbar, welch mentale Stärke Natascha hat – das sind Nerven aus Drahtseilen. Doppel-Gold im Schießen, das ist kaum zu glauben", sagte Krenn, der selbst aktiver Schütze war und weiß, was dazugehört, wenn man in einem Finale eine solche Leistung abruft. „Ihre Introvertiertheit hilft ihr im Schießsport enorm. Natascha ist die geborene Schützin. Sie kann sich in ihre eigene Welt zurückziehen, abschalten und sich voll auf die technischen Abläufe konzentrieren. Eine unglaubliche Leistung!"
Der Start in das Finale war etwas holprig. Hiltrop hatte eine leichte Tendenz nach links. Beide entschieden, die Ausrichtung der Waffe ein wenig zu verändern. „Am Ende war es absolute Klasse, wie sie es umgesetzt und die Ruhe behalten hat. Es wurde insgesamt extrem hoch geschossen", so Krenn weiter. Er betonte, wie viel Herzblut er und sein Team investiert haben, um das Maximum herauszuholen, inklusive zahlreicher Materialtests. „Es ist ein bisschen wie in der Formel 1: Man braucht das Beste vom Besten, um ganz vorne mitzuschießen.“ Die Bedingungen für hohe Ringzahlen waren an diesem Tag ideal gewesen: bedeckter Himmel mit leichtem Regen über der französischen Stadt. Die abendliche Feier ist bereits geplant, wird aber eher ruhig verlaufen: „Der Sekt ist schon kaltgestellt – wir stoßen nach dem Abendessen an, aber nichts Übertriebenes natürlich", sagte Hiltrop.
Paralympics-Debütant Cliff Junker (45) musste sich mit seinem 34. Platz in der Qualifikation bereits vorzeitig aus dem Wettbewerb verabschieden. Die Spiele sind für die Schützen beendet. Morgen tritt die deutsche Delegation bereits den Heimweg an – mit zwei überragenden Goldmedaillen im Gepäck von Natascha Hiltrop. Mit den zwei Goldmedaillen sorgte Hiltrop für das beste Abschneiden deutscher Sportschützen seit den Sommerspielen 1992 in Barcelona, als das deutsche Team fünf Mal Gold und insgesamt zehn Medaillen gewonnen hatte.
(DBS/EB)
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