Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: Packende Wettkämpfe an Tag zwei

24.08.2024 13:40

Auch am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaft Sportschießen in München gab es zahlreiche Entscheidungen in den olympischen Disziplinen. Maximilian Ulbrich (Kgl. priv. FSG Der Bund Allach) gewann auch mit dem Luftgewehr, seine Nationalmannschafts-Kollegin Anna Janßen (SSG Kevelaer) tat es ihm nach. Monika Karsch (HSG Regensburg) siegte mit der Sportpistole, während im Skeet Valentina Umhöfer (SV SSZ Suhl) und Sebastian Hartmann (WTC Dachau) ganz oben standen.

Foto: DSB / Sebastian Hartmann bejubelt seinen ersten Skeet-Titel bei den Männern vor Felix Haase (links) und Tilo Schreier.
Foto: DSB / Sebastian Hartmann bejubelt seinen ersten Skeet-Titel bei den Männern vor Felix Haase (links) und Tilo Schreier.

Luftgewehr Männer: Machtdemonstration von Ulbrich und Janßen
Dass am Ende ein „Max(i)“ Deutscher Meister mit dem Luftgewehr wird, war so unwahrscheinlich nicht: Denn mit Maximilian Ulbrich, Maximilian Dallinger (beide Kgl. priv. FSG Der Bund Allach), Max Braun (KK-Schützenverein Ispringen) und Max Ohlenburger (SV Goddelsheim) standen gleich vier Namensvetter im Finale – am Ende sollte auch das Treppchen komplett in der Hand der „Maxens“ sein. Dabei zeigte Ulbrich, der Olympia-14. von Paris 2024, eine wahre Machtdemonstration von der Spitze weg. Denn der 24-Jährige lag stets in Führung, baute diese immer weiter aus und konnte – nachdem er sportlich nicht in Bedrängnis gebracht werden konnte – auch technisch nicht gestoppt werden. Vor Schuss 18 gab es ein technisches Problem, sodass Ulbrich den Stand wechseln musste: „Ich hatte es noch nie in einem Finale gehabt, dass der Stand kaputt geht. Deswegen war es neu und von dieser Erfahrung kann man nur profitieren“, so sagte er hinterher ganz cool. Der Start auf dem neuen Stand verlief für seine Verhältnisse etwas stockend („Standwechsel ist nie schön und zwei Minuten Probe ist arg knapp. Deswegen waren am Anfang natürlich die Schüsse schwächer, aber man muss ruhig bleiben und darf sich nicht beeindrucken lassen.“), ehe die Maschinerie wieder auf Hochtouren lief. Fast standesgemäß beendete er den Wettkampf mit einer 10,9 (es war seine dritte im Finale), am Ende hatte er 253,5 Ringe, was neuen deutschen Finalrekord bedeutete („Den neuen Rekord nehme ich gerne mit, das ist immer cool.“), und einen Vorsprung von 4,3 Ringen auf Vize Dallinger, der seinen imaginären Hut vor ihm zog: „Das Jahr ist um, es war mein letzter Luftgewehr-Wettkampf in dieser Saison. Wenn man im Finale steht, will man gewinnen, und ich habe alle Energie noch reingelegt. Dass so umzusetzen, ist schon ganz cool. Das Ergebnis am Ende war wirklich super, ohne richtige Schwächephase. Die Trainingsleistungen und die erarbeiteten Technikschwerpunkte zahlen sich aus“, so der Doppelmeister, der bereits gestern im Dreistellungskampf triumphiert hatte, erschöpft, aber glücklich.

Eine proppevolle Finalhalle empfing die acht Finalistinnen der Frauen um 17.45 Uhr. Die Zuschauer erwarteten von den acht zum Teil hoch dekorierten Schützinnen, allesamt in der Bundesliga aktiv und mit Anna Janßen (SSG Kevelaer), Jolyn Beer (SV Lochtum) und Lisa Müller (SV Berg) auch die drei DSB-Olympiateilnehmerinnen dabei, einen hochkarätigen Wettkampf. Sie sollten nicht enttäuscht werden. Nach fünf Schüssen führte Beer, nach der zweiten Fünferserie lag das Trio Janßen, Müller und Hanna Bühlmeyer (SV Bodenheim, je 104,6 Ringe) vorne. Nach dem zwölften Schuss hatte Janßen die alleinige Führung erobert und war dann nicht mehr aufzuhalten, da sie ihre gewohnte Finalstärke ausspielte und bis auf einen „Ausrutscher“, eine 10,2, nur noch Wertungen von 10,5 aufwärts erzielte. Bühlmeyer konnte dem am besten folgen und belohnte sich mit Silber, Bronze ging an die Dreistellungskampf-Meisterin des Vortages, Hannah Steffen (SV Mannheim Rheinau). „Die DM war dieses Jahr nicht mein Zielwettkampf. Aber nach diesen Olympischen Spielen doch nochmals so zurückzukommen mit dem Luftgewehr tut ganz gut. Gerade, weil es ein gut geschossenes Finale war.“ Bereits in der Qualifikation hatte die 22-Jährige mit 633,6 Ringen einen neuen deutschen Rekord aufgestellt und damit ihre Klasse gezeigt, obwohl: „Ich bin ehrlich: Ich hatte semi Lust, hier zu sein. Aber es ist mein Job und meine Aufgabe, und dass es trotzdem so gut läuft, ist ein Zeichen dafür, dass ich sehr gut gearbeitet habe dieses Jahr und die Grundlagen da sind.“

Sportpistole Frauen: Monika Karsch auf dem Thron
In Abwesenheit der beiden Olympia-Teilnehmerinnen Doreen Vennekamp und Josefin Eder wurde das Finale mit der Sportpistole mit Spannung erwartet. Monika Karsch (HSG Regensburg), die Olympia-Zweite von Rio, war ebenso dabei wie Sandra Reitz (Kgl. priv. SGi Straubing), Kaderschützin Svenja Berge (SV Kriftel) oder Tokio-Teilnehmerin Carina Wimmer (HSG Regensburg). Der Start verlief bei allen etwas holprig, einige Viererserien waren dabei, aber auch diverse Serien mit nur einem Treffer. Am stabilsten zeigte sich zunächst Berge, die mit der ersten perfekten Serie nach 25 Schüssen die Führung übernahm (17 Hits) und damit drei Treffer Vorsprung aufwies. In der Folge zeigte vor allem Karsch ihre Klasse, setzte bei den nächsten zehn Schüssen neun Treffer und zog mit Berge gleich. Das Duo blieb Kopf-an-Kopf bis zur finalen Serie (28:27 für Karsch), ehe die Regensburgerin dann alles klarmachte und würdig abschloss: Mit ihrer zweiten perfekten Serie distanzierte sie Berge am Ende doch noch deutlich (33:28) und zeigte sich zufrieden: „Ich kann nicht sagen, der wievielte Titel es war, es ist aber schön, in diesem Jahr mit dem Titel aufzuhören.“ So ganz zufrieden war die neue Deutsche Meisterin nicht („Ich hatte mir vorgenommen, eine 40 zu schießen, davon bin ich doch ziemlich weit weg, weil ich drei schlechte Serien hatte.“), doch das Ende gefiel ihr natürlich sehr: „Es war super, den Wettkampf mit fünf Treffern zu beenden. Generell war das ganze Ende gut, es war bei den Nichttreffern nur ein Neuner und knappe Zehner dabei.“

Foto: Harald Strier / Zeigte bei der DM ihre Klasse und holte sich den Titel mit dem Luftgewehr: Anna Janßen.
Foto: Harald Strier / Zeigte bei der DM ihre Klasse und holte sich den Titel mit dem Luftgewehr: Anna Janßen.

Skeet Erwachsene: Titelverteidigerin Umhöfer und Allrounder Hartmann
Die Skeet-Wettkämpfe auf der Schießanlage in Garching-Hochbrück boten bei herrlichem Sonnenschein und besten Bedingungen attraktiven Sport. Zunächst sorgten die Frauen für beste Unterhaltung der zahlreichen Zuschauer. Die Olympia-Achte Nele Wißmer (SSC Schale) verabschiedete sich im Finale der besten Sechs als erste Schützin aus dem Rennen, das am Ende äußerst dramatisch zwischen Titelverteidigerin Valentina Umhöfer (SV SSZ Suhl), die in der Qualifikation starke 121 Scheiben traf, und Maria Kastornykh (SGI Frankfurt/Oder) verlief. Erst der letzte der 60 Finalschüsse sorgte für die Entscheidung, Kastornykh verpasste diese, sodass Umhöfer mit 53:52 gewann: „Das war mein insgesamt dritter Titel, der mir wie alle bisherigen sehr viel bedeutet. Natürlich ist Olympia, eine WM und EM höher einzustufen, aber es ist ein Wettkampf, den ich sehr ernst nehme.“ Mit dem Finalverlauf war die alte und neue Deutsche Meisterin nur teilweise zufrieden: „Es hat ein bisschen stockend begonnen, bereits in der ersten Runde hatte ich drei Fehler, dann lief es ein bisschen besser. Mit den Reverse-Doubletten bin ich nicht zufrieden, daran muss gearbeitet werden.“ Bronze holte sich Franziska Kurzer (SGI Frankfurt/Oder).

Viel Arbeit in den Schießsport steckt Sebastian Hartmann (WTC Dachau). Der 25-Jährige gewann im vergangenen Jahr die Doppeltrap-Titel und schießt auch noch Trap: „Skeet ist meine Hauptdisziplin, ich schieße aber auch Trap und Doppeltrap. Mir macht Schießen einfach Spaß.“ Und das sah man im Finale, in dem er u.a. auf den Olympia-Achten Sven Korte (SSC Schale) sowie die DSB-Kader Felix Haase (WTC Bad Salzuflen) und Tilo Schreier (SGI Frankfurt/Oder) traf. Bei den ersten 20 Finalscheiben blieb er als einziger aus dem Sextett makellos, und auch danach hielt er dem Druck der Konkurrenz stand: „Ich habe mir nichts gedacht, mein Vater und mein Opa haben nur gesagt: Die anderen sind auch nervös und müssen auch erst einmal treffen. Ich habe es mit Spaß genossen und so genommen, wie es kommt.“ Korte schied als Vierter aus, Schreier holte Bronze. Als Hasse bei seinen letzten vier Scheiben zwei verfehlte, war die große Chance da, die Hartmann eiskalt nutzte, mit 57 Treffern eine neue persönliche Final-Bestleistung aufstellte („Im Finale habe ich noch nie so viel getroffen.“) und danach lautstark jubelte: „Der Titel bedeutet mir sehr viel. Ich habe lange daraufhin gearbeitet, ich bin ja trotzdem noch Amateur, und ich habe gezeigt, dass ich die Nerven behalten kann.“
Und auch der Nachwuchs im Skeet zeigte sehr starke Leistungen: Luis Lange (WTC Bad Salzuflen) siegte ebenfalls mit 57 Treffern vor Fabian Otte (WTC Wolfsburg) und Erik Katzke (SGI Frankfurt/Oder) und bestätigte somit auch seine starken 119 Treffer aus der Qualifikation. Bei den Juniorinnen lieferten sich Annabella Hettmer (WTC Wiesbaden) und Emilie Bundan (SSC Schale) ein hartes Duell, welches Hettmer mit 49:48 für sich entschied. Bronze ging an Luise Middel (WTC Wiesbaden).

KK-Gewehr Junioren: Beer und Straßer stehend unwiderstehlich
Der Dreistellungskampf mit dem Kleinkaliber-Gewehr zeichnet sich durch seine Komplexität aus. Dies zeigte sich einmal mehr im Finale der Junioren. Denn nach dem Liegendanschlag hätte wohl niemand in der Finalhalle auf den späteren Sieger Florian Beer (Rot-Weiß-Schützen Franken) gesetzt, der satte 5,1 Ringe hinter Spitzenreiter Marius Petter (SV Oberschopfheim) lag. Und auch nach dem Liegend-Anschlag, der zweiten Stellung in dieser Disziplin, betrug der Rückstand immer noch 2,3 Ringe (Beer: „Ich muss an den Riemenanschlägen arbeiten, da fehlt es noch an der ein oder anderen Stelle!“). Die Entscheidung fällt aber immer im Stehen, und so war es auch dieses Mal: Beer machte mit jedem Schuss Boden gut, überholte und distanzierte die Konkurrenz. Nach den zwei Fünferserien stehend war aus dem Rückstand ein Vorsprung von 4,4 Ringen geworden: „Im Stehend-Anschlag bin ich sehr gut drauf. Wenn man im Juniorenbereich einen sehr guten Neunerschnitt schießt, ist man vorne dabei. Und somit habe ich einen kleinen Vorteil gehabt“, untertrieb der 19-Jährige bei seiner Analyse. Denn stehend war er eine Klasse für sich, siegte am Ende mit 6,7 Ringen Vorsprung vor Moritz Gelbing (SV Oberschopfheim) und Petter und gewann seinen ersten DM-Titel bei den Junioren I, nachdem er im Jahr zuvor schon bei den Junioren II gesiegt hatte. Dementsprechend selbstbewusst meinte er: „Der Titel bedeutet für mich, der beste Junior in Deutschland zu sein! Aber auch, dass die Konkurrenz da und knapp dahinter ist, ich aber am Ball bleiben muss und der nächste Titel nicht garantiert und mit Arbeit verbunden ist.“

Auch bei den Juniorinnen war die spätere Titelträgerin nicht von Anfang an in Front: Bei Franziska Straßer (Forstschützen Ebersberg) lief es kniend nicht so wie gewünscht („Der Anfang war sehr holprig, aber das läuft generell seit einiger Zeit nicht mehr so, wie es sollte.“), sie eroberte aber im Liegend-Programm mit drei formidablen Serien (155,9) die Führung. Und gab diese nicht mehr ab, weil sie auch stehend den anderen Schützinnen in Qualität überlegen war: „Stehend war schon immer mein Ding, das ist meine Disziplin“, sagte sie danach und blendete dabei wohl den allerletzten Schuss aus. Denn sie beendete den Wettkampf mit einer 7,7, was aber bei 5,3 Ringen Vorsprung auf Katharina Mentzel (Büdinger SG) nichts ausmachte. Und so bejubelte sie ihren ersten DM-Titel mit Mutter und Freund und lieferte auch eine Begründung für den Erfolg: „Viel Final-Training und mentales Training in der letzten Zeit. Der Titel bedeutet mir viel, ich habe lang und hart dafür gekämpft. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ Bronze ging an Hannah Wehren (SSG Kevelaer).
 

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