Deutsche Meisterschaften

DM Sportschießen München: Die ersten Titelträger stehen fest

23.08.2024 21:53

Der Auftakt in die Deutsche Meisterschaft ist geschafft, die ersten Titelträger sind gekürt. Mit Robin Walter (Luftpistole) und Maximilian Ulbrich (KK-Gewehr Dreistellungskampf) konnten sich auch zwei Olympia-Teilnehmer in der Finalhalle der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück durchsetzen.

Foto: DSB / Die Medaillengewinner Luftpistole Frauen v.l.: Silber ging an Susanne Neisinger, Gold an Marijana Matea Strbac, Bronze an Sandra Reitz.
Foto: DSB / Die Medaillengewinner Luftpistole Frauen v.l.: Silber ging an Susanne Neisinger, Gold an Marijana Matea Strbac, Bronze an Sandra Reitz.

Luftpistole Erwachsene: Strbac & Walter siegen
Das erste Finale des Tages - das Finale der Luftpistolen-Frauen - fand bereits um 10.15 Uhr statt und sah am Ende eine Überraschungssiegerin: Marijana Matea Strbac (TSV Ötlingen) ist noch nicht vielen Schießsportkennern in Deutschland ein Begriff, was sich aber zukünftig ändern könnte. Denn die Kroatin, die seit Dezember 2022 in Deutschland lebt und studiert, schoss ein hervorragendes Finale und setzte sich gegen die Arrivierten wie Sandra Reitz, Svenja Berge oder Monika Karsch souverän durch. Die beiden deutschen Olympia-Starterinnen Doreen Vennekamp (krank) und Josefin Eder (nicht für die DM gemeldet) waren nicht am Start. Am Ende wies Strbac bei einem Schnitt von hervorragenden 9,87 Ringen einen Vorsprung von 6,1 Ringen auf die zweitplatzierte Susanne Neisinger auf, Bronze ging an Reitz. „Ich war letztes Jahr auch hier, aber meine Technik war nicht so gut wie jetzt. Ich habe in Kroatien einige Jahre geschossen, jetzt habe ich eine andere Technik gelernt, das hat mir sehr geholfen“, so die 24-Jährige, die unter anderem 2018 an den Youth Olympic Games in Buenos Aires teilnahm und dort Elfte wurde.

Das Finale der Männer wach hochkarätig besetzt: Alle acht Finalisten sind Schützen in der 1. Bundesliga, mit Christian Reitz (SV Kriftel) und Robin Walter (ESV Weil am Rhein) waren zudem der Olympia-Fünfte und -Sechste von Paris 2024 dabei. Und Walter sorgte gleich mit dem ersten Schuss für ein langgezogenes „ooooohhhh“ im Publikum, denn er begann den Wettkampf mit einer 7.8: „Das war definitiv nicht geplant. Ich habe seit den Spielen ein bisschen Pause gemacht, bin etwas untertrainiert und das merkt man an manchen Stellen.“ Paul Fröhlich setzte sich zunächst an die Spitze, Reitz, Michael Schwald (ESV Weil am Rhein) und Patrick Meyer (Brühler Schießclub 70 e.V.) waren die anderen Schützen, die den besten Start erwischten. Für Walter hieß das Motto „Aufholjagd“: „Es hat halt gedauert, bis ich reingekommen bin. Ich wusste nicht, was am Ende rauskommt. Man hofft natürlich das Beste, es hat am Ende ganz gut funktioniert“, so der 25-Jährige nach dem Wettkampf. Denn Schuss um Schuss pirschte er sich unter die ersten Drei, ehe er nach einer 10,5 und einer 10,7 und den Schüssen 21 und 22 die Führung übernahm. Diese gab er mit dem vorletzten Schuss mit 0,4 Ringen Rückstand wieder an Reitz ab, sodass der letzte Finalschuss die Entscheidung bringen musste. Reitz schwächelte mit einer 8,6 und Walter legte eine gute 9,9 nach und freute sich über den Titel: „Es ist eine Bestätigung für meine Leistung. Dass ich international und weltweit gut und in Deutschland die Nummer eins bin.“

KK-Gewehr Dreistellungskampf: Ulbrich und Steffen siegen
Wie beim Luftpistolen-Wettkampf der Männer versammelte sich auch im Finale des Dreistellungskampfes mit dem KK-Gewehr das who is who der Szene. Paris-Teilnehmer Maximilian Ulbrich (Kgl. priv. FSG Der Bund Allach) ging als Nummer eins der Qualifikation (585 Ringe) in das Finale und sah u.a. mit Maximilian Dallinger, David Koenders (beide Kgl. priv. FSG Der Bund Allach), Kai Dembeck, Nils Palberg (beide SGes Heepen) oder Dennis Welsch (SV Steinbach) und einige seiner Kader- und Bundesligakollegen als Konkurrenten. Der Jüngste der acht Finalisten, Palberg, begann stark und lag sowohl nach dem Kniend- als auch Liegendanschlag vorne. Allerdings hatte sich Ulbrich bereits auf Platz zwei mit nur 0,5 Ringen Rückstand geschoben: „Der Wettkampf war schwer. Es war in keiner Stellung wirklich gut, aber alle drei Stellungen solide bis gut, sodass ich immer in Schlagdistanz war. Vor dem Stehen habe ich mir gesagt, dass lasse ich mir jetzt nicht mehr nehmen, weil das meine Parade-Disziplin ist. Und es hat funktioniert.“ Denn nach den zwei Stehend-Serien hatte der Bayer die Führung übernommen, gefolgt von seinem Namensvetter Dallinger, der sich nach einem schwachen Kniend-Anschlag auch immer weiter nach vorne gearbeitet hatte. Für den Titel reichte es aber nicht, weil Ulbrich stabil blieb und mit 1,9 Ringen vor Dallinger siegte. Dembeck holte Bronze. Im Anschluss sagte der neue Titelträger: „Der DM-Titel ist Prestige und Bestätigung. Wenn du hier startest und frisch von Olympia kommst, erwarten die meisten im Publikum, dass du gewinnst. Das ist schon ein gewisser Druck, mit dem man umgehen muss. Das ist mir gelungen, weil ich mit Druck immer gut umgehe.“

Foto: DSB / Maximilian Ulbrich siegte im KK-Dreistellungskampf, obwohl er sich im
Foto: DSB / Maximilian Ulbrich siegte im KK-Dreistellungskampf, obwohl er sich im "Urlaubs-Modus" befindet.

Um 19.00 Uhr startete das letzte Finale, und auch dieses war mit acht Schützinnen, die allesamt auch bereits international im Einsatz waren, hochklassig besetzt. Angeführt wurde das Feld von Jolyn Beer (SB Freiheit), der Olympia-Neunten von Paris, auch die Luftgewehr-Olympionikin Lisa Müller (SV Berg) war dabei, aber auch die etwas jüngere Generation um Hannah Steffen und Larissa Wegner (beide (SV Mannheim Rheinau). Und Beer setzte gleich einmal ein paar Duftmarken, lag nach dem Kniend-Anschlag 3,7 Ringe vor dem Feld und hatte nach dem Liegen-Schießen nur ein Zehntel Vorsprung eingebüßt: „Es war klar, dass Jolyn vorne liegt, denn im Riemen ist sie einfach bombig“, lobte Steffen ihre Konkurrentin, die auch um ihre Chance kämpfte: „Ich wusste ganz genau, wenn ich noch einmal Deutsche Meisterin werden möchte, dann heute ab 19.00 Uhr. Ich habe alles reingelegt, und es hat super geklappt.“ Im Stehend holten Steffen („Stehend bin ich selbstbewusst. Wenn ich richtig stehe und es passt alles, dann läuft es auch, dann heißt es nur noch, Griff festhalten und die Atmung im Blick haben.“) und Wegner jedoch auf, auch weil Beer gleich beim ersten Schuss in der schwierigsten Stellung eine Achterwertung unterlief. Doch die Olympionikin kämpfte wie eine Löwin und hielt die Konkurrenz in Schach. Nachdem Wegner mit 0,3 Ringen Rückstand auf das Führungs-Duo Bronze gewann, musste der letzte Schuss über Gold und Silber entscheiden: Beer brachte eine 10,1 auf die Scheibe, Steffen eine 10,6. Steffen freute sich nach zahlreichen Medaillen bei den Titelkämpfen in den Vorjahren über ihren ersten nationalen Titel bei den Erwachsenen: „Es ist tatsächlich der erste DM-Titel, ich hoffe, es kommen noch ein paar dazu. Der Titel ist der Hammer und ich habe Gänsehaut.“ Auch Beer, die nach Paris 2024 ihre internationale Karriere beendet und auch sonst kürzertritt, war zufrieden („Ich kann mich über den zweiten Platz nicht beschweren.“), für Steffen war es ein Startschuss: „Die neue Generation ist heute gestartet, es hat Bock gemacht. Ich weiß, woran ich arbeiten kann, um LA 2028 im Blick zu haben.“

Luftpistole Junioren: Gerhart knapp, Schaich deutlich
Extrem spannend verlief der Wettkampf bei den Juniorinnen: Hanna Gerhart und Mia Fuchs lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bis zum 16. Schuss führte zunächst Gerhard, ehe Fuchs kurz die Führung übernahm, Gerhard wieder egalisierte (18. Schuss, beide mit 173,9 Ringen) und die Führung wieder wechselte. Doch damit war der Höhepunkt nicht erreicht: Vor dem 24. und letzten Finalschuss hatte Gerhard 0,9 Ringe Vorsprung, doch es reichte nicht: 8,6 für Gerhard und 9,5 für Fuchs bedeutete Gleichstand und Shootoff: „Ich hatte noch gar nicht an den Titel gedacht, sondern nur gehofft, den Schuss so gut wie möglich zu machen.“ Fuchs legte im Shootoff eine 9,7 vor, die Gerhard mit einer 9,8 konterte und – ungläubig - mit der Hand vor dem Mund ihren ersten DM-Titel zur Kenntnis nahm: „Der letzte Schuss war sehr schwierig. Ich wusste nicht, woher ich die Kapazität hatte, den Schuss noch zu machen, aber er kam und war auch ganz gut. Ich habe es noch nicht realisiert und werde den Titel mit meiner Mutter, die heute Geburtstag hat, feiern.“

Während es bei den Juniorinnen um eine Winzigkeit Unterschied ging, geriet das Finale der Junioren zum Schaulaufen für Enrico Schaich (Schützengilde Ennetach): Der 20-Jährige setzte sich mit 1,7 Ringen Vorsprung vor Niklas Heese (Kgl. priv. HSG München 1406) durch und gewann seinen ersten nationalen Titel: „Es ist mein erster DM-Titel, das freut mich natürlich sehr. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, das motiviert natürlich.“ Dabei übernahm Schaich mit dem sechsten Schuss des Finals die Führung und gab diese nicht mehr ab. Zwischendurch schraubte er den Vorsprung auf den Zweitplatzierten auf 7,4 (!): „Ich hatte den Tunnelblick auf meinen Ablauf – es hat funktioniert“, meinte er danach. Aber wie es im Schießsport so ist, je näher das Ziel kommt, desto zittriger wird die Hand und das „Kopfkino“ beginnt. So auch bei Schaich: „Am Ende wurde ich immer nervöser, je höher die Chancen waren.“ Drei Achterwertungen bei den letzten vier Schüssen zeigten dies deutlich, dennoch war der Triumph zu keiner Zeit gefährdet. Florian Schmidt (Alsweiler) gewann Bronze.

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