Team Flinte
Skeet
Wer Sven Korte nach dem Gewinn des EM-Titels und olympischen Quotenplatzes jubeln sah, der wusste: da hat sich einer seinen Lebenstraum erfüllt. Die Emotionen mussten raus, Jubelschreie hallten über den Platz, Tränen flossen. Zuvor hatte er die Qualifikation mit Einstellung seiner Bestleistung (124 von 125 Treffern) beendet und im Finale die Konkurrenz deutlich in die Schranken gewiesen und damit sein Lebensmotto erfolgreich in die Tat umgesetzt: „Man kommt nicht an sein Ziel, weil man davon träumte oder darüber nachdachte. Man erreicht es, weil man seinen Weg gegangen ist.“
Und dieser Weg fing vor 18 Jahren an: „Mein Vater war ein Arbeitskollege von Tinos (Wenzel, Landestrainer Westfalen, Anm. d. Red.) Vater. Der organisierte dann einen Tag nach meinem 16. Geburtstag ein Schießen mit Tino, damit ich die Jägerprüfung bestehe“, erinnert sich Korte. Die Prüfung bestand er - Korte ist passionierter Jäger - zudem war es der Startschuss zu seiner Karriere, die ab 2013 Fahrt aufnahm. In besagtem Jahr wurde der Ibbenbürener WM-Fünfter und EM-Sechster, die erste Medaille (Silber) gewann er 2016 in Lonato bei der EM. Danach gab es eine längere Phase mit durchaus guten Platzierungen, aber ohne Medaillengewinne. Diese feierte er dann 2023, als er sein erstes Einzel-Edelmetall im Weltcup holte (Bronze in Larnaka) und mit Mixed-Gold an der Seite von Nadine Messerschmidt krönte.
Man kommt nicht an sein Ziel, weil man davon träumte oder darüber nachdachte. Man erreicht es, weil man seinen Weg gegangen ist.
Die Leistung von Korte ist nicht hoch genug zu bewerten, denn seit einiger Zeit beschäftigen den Sportsoldaten auch andere, noch wichtigere Dinge: 2022 kam Sohn Mika auf die Welt und Anfang Januar 2024 Tochter Mira. Deshalb dankt der Skeetschütze vor allem seiner Frau Jana und seiner Familie: „Sie müssen unheimlich zurückstecken und halten mir den Rücken frei. Ohne sie wäre ich jetzt nicht dort!“
Und dort, in Chateauroux, will der gelernte Bergmann (Elektroniker unter Tage), der sich als „zielstrebig, konstruktiv und ausgleichend“ beschreibt, nochmals mit einer sehr guten Leistung belohnen. So, wie bei der EM in Lonato, von der er sagt: „Jedes Mal, wenn ich daran denke, zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht.“
Was sind deine Erwartungen?
Mit Erwartungen reinzugehen, ist in dem Moment falsch. Was ich von mir erwarte bzw. hoffe, dass ich meine Leistung abrufen kann.
Wie groß war die Freude/Erleichterung, als du dich für Olympia qualifiziert hast?
Man hat es - glaube ich - gesehen. Ich habe damit nicht mehr gerechnet. In den vergangenen Jahren war es so, dass meine Nerven geflattert haben. Dass es jetzt geklappt hat, Wahnsinn. Jedes Mal, wenn ich daran denke, zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht.
Hast du dir Tipps von anderen geholt in Bezug auf die Olympischen Spiele? Wenn ja, von wem?
So richtig Tipps von anderen haben ich mir nicht geholt. Klar ist Olympia etwas anderes, aber ein paar Europaspiele habe ich auch schon erlebt. Ich habe mein Konzept, wie ich an das Ganze rangehen werde und denke, dass ich ganz gut vorbereitet bin. Und manchmal ist es vielleicht besser nicht so viel Input zu bekommen, um sich keine Platte zu machen. Ich fahre dahin und versuche mein Ding durchzuziehen.
Wie viele Leute haben dir zur Olympia-Teilnahme gratuliert?
Boah! Ich kann keine Zahlen nennen, aber alles zusammen waren es auf dem Handy knapp 300 Nachrichten, dazu die Gratulanten vor Ort. Es war immens viel, und ich kann allen nur danken, die mir gratuliert haben.
Wer wird am meisten die Daumen drücken bzw. wer ist dein größter Fan?
Ich hoffe, dass es meine Familie mit meiner Frau und meine Kinder sein werden.
Was ist schwieriger? Die Qualifikation oder das olympische Turnier?
Eine tricky Frage, da ich Olympia noch nicht erlebt habe. Ich schieße lieber eine Europameisterschaft als eine Qualifikation innerhalb des Kaders. Ich glaube, das olympische Turnier wird noch eine andere Hausnummer werden.
Hast du je an deiner Qualifikation für Paris/Chateauroux gezweifelt?
Gezweifelt ist so ein böses Wort. Je mehr Wettkämpfe und Niederschläge kamen, desto dünner wurde die Luft. Desto mehr hat man sich überlegt, wo geht die Reise hin und wie es ist, wenn es nicht klappt. Und das hat mir am Ende vielleicht geholfen, den EM-Titel zu holen.
Worauf freust du dich am meisten?
Am meisten auf das ganze Drumherum. Von der Einkleidung bis hin zu den Spielen selbst.
Wovor hast du den größten Respekt?
Den größten Respekt hat das gesamte System Olympia. Es ist so umfangreich und groß, dass man aufpassen muss, sich und den Fokus nicht zu verlieren. Das wird die größte Herausforderung für mich.
Welcher Glücksbringer ist mit im Gepäck nach Frankreich?
Noch habe ich keinen. Ich werde aber bestimmt etwas aus Italien mitnehmen. Und zwar habe ich dort vor meinem Hauptwettkampf ein vierblätteriges Kleeblatt gefunden. Das hat mir das nötige Glück gebracht, und vor dem Finale habe ich noch ein zweites gefunden. Wenn die es überleben, nehme ich sie mit, ansonsten lasse ich sie mir auf die Schießweste sticken.
Bitte gib hier deine Französisch-Kenntnisse zum Besten. Welcher Satz/welches Wort ist aus der Schule hängen geblieben?
Meine Kenntnisse aus der Schulzeit, was die französische Sprache betrifft. Ich habe es ein Jahr gehabt, dann habe ich es abgewählt, weil Sprachen nicht meins sind. Unser Schulbuch hieß damals La Boum, die Fete. Das ist hängengeblieben.
Was ist dein persönliches Ziel?
Ich habe es mit dem Erreichen der Spiele eigentlich schon erreicht, das war immer mein Ziel. Ich versuche, mein Bestes zu geben und gehe ohne große Erwartungen ran und hoffe, dass ich das leisten kann, was ich zuletzt auch geleistet habe.
Bildmaterial in Originalgröße kann über die DSB-Pressestelle angefordert werden.