Team Pistole
Luftpistole/Sportpistole
Beim Fechten, Reiten oder Schwimmen fand sie als Kind nie richtig ihr Glück – bis sie ihre Eltern mit auf den Schießstand nahmen und Josefin Eder die Luftpistole ihres Vaters in die Hand gedrückt bekam. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Eder heute, „mich ließ es nie wieder los!“
Inzwischen ist Eder – vielleicht auch dank ihres Perfektionismus – in der Weltelite angekommen und schaffte es 2019 in Rio de Janeiro/BRA zum ersten Mal gleich als Vorkampfbeste in ein Weltcup-Finale. Zwar belegte sie am Ende „nur“ Platz acht, doch das Positive überwog: „Dort habe ich selbst gespürt, dass ich all das umsetzen konnte, woran ich jahrelang gearbeitet habe und oft genug gescheitert bin.“
Ich wollte endlich meine erste Medaille gewinnen. Die Goldmedaille löste nochmals ein paar Tränen mehr aus, weil ich jetzt schon so lange darauf gewartet habe.
Die mittlerweile 28-Jährige ist eine Kämpfernatur, die ihr Ziel niemals aus den Augen verliert, was sich bereits im internen Familienduell abzeichnet: „Ich will meinen Eltern nicht nur nacheifern, sondern sie auch toppen!“ Was ambitioniert ist, denn Papa Gernot war u.a. zweifacher Olympia-Teilnehmer (1988 und 1992) und Medaillengewinner bei Europameisterschaften mit der Luft- bzw. Freien Pistole. Und Mama Gilda konnte aufgrund des Boykotts 1984 ihre Olympia-Qualifikation nicht mehr wahrnehmen, kann jedoch auch Medaillengewinne bei Welt- und Europameisterschaften mit dem Luft- und Kleinkalibergewehr vorweisen.
Den ersten Schritt dahin hat die Tochter mit Bravour bewältigt: Beim „Final Qualifier“ in Rio de Janeiro im April 2024 packte Eder die Gelegenheit beim Schopfe, sicherte sich nicht nur souverän den Quotenplatz, sondern gleich den Sieg: „Ich wollte endlich meine erste Medaille gewinnen. Die Goldmedaille löste nochmals ein paar Tränen mehr aus, weil ich jetzt schon so lange darauf gewartet habe.“
Nun also endlich Olympische Spiele. Die ehrgeizige Blondine wird in Chateauroux voraussichtlich mit der Luft- und Sportpistole an den Start gehen und mit Doreen Vennekamp ein aussichtsreiches Duo bilden. Und wer weiß, vielleicht fließen dort erneut ein paar Glückstränen.
Was sind deine Erwartungen?
Ich habe keine Erwartungen. Ich habe Zielstellungen.
Wie bitter ist es für dich, dass die Spiele so abseits vom „Schuss“ stattfinden?
Ich finde es natürlich doppelt schade, dass wir nicht in Paris starten. Zum einen, weil das ganze „Drumherum”, z.B. das olympische Dorf, der Austausch mit anderen Sportarten fehlt. Zum anderen sind die Voraussetzungen vor Ort zu klein, um Angehörige live vor Ort in der Finalhalle zu haben. Das finde ich einfach schade, denn manch einer erlebt Olympia vielleicht nur einmal in der Karriere und dann auch noch fast nebenan. Abgesehen davon habe ich die Entfernung vom Trubel bereits bei den European Games genossen. Wir kannten die Schießanlage in Wroclaw und insgesamt war es eher mit einem gewöhnlichen Weltcup zu vergleichen. So war wenig Ablenkung im Spiel. Das kann also auch in Chateauroux durchaus von Vorteil sein. Aber gerade der Entfernung wegen wünsche ich mir, dass wir nach unserem Wettkampfprogramm ins Olympische Dorf und die Abschlussveranstaltung miterleben können.
Hast du dir Tipps von anderen geholt in Bezug auf die Olympischen Spiele? Wenn ja, von wem?
Noch nicht. Ich musste erstmal meinen Jetlag kurieren. Aber ich freu mich jetzt auf den Austausch.
Wie viele Leute haben dir zur Olympia-Teilnahme gratuliert?
Ach Gott, viele. Aus allen Bereichen und auch viele, die ich bisher gar nicht kannte.
Wer wird am meisten die Daumen drücken bzw. wer ist dein größter Fan?
In meiner Familie und im Freundeskreis fiebern viele intensiv mit. Aber wahrscheinlich am meisten meine Eltern, Schwiegereltern, Großeltern und mein Partner.
Was ist schwieriger? Die Qualifikation (der Quotenplatz) oder das olympische Turnier?
Tja, da fehlen mir noch Erfahrungswerte. Aber Grundvoraussetzung ist immer die Qualifikation. Das ist eine Hürde, die man jedes Mal aufs Neue überwinden muss.
Hast du je an deiner Qualifikation für Paris/Chateauroux gezweifelt?
Nein. Ich wusste in welcher aktuellen Form ich bin/war und mit welchen Voraussetzungen ich in den neuen Olympiazyklus gestartet bin. Ich wusste, dass ich in Rio klare Chancen habe und wollte sie endlich nutzen. Ich habe lange darauf hingearbeitet dem Teufelchen auf der Schulter den Mund zu verbieten :)
Worauf freust du dich am meisten?
Einfach auf die Erfahrung, die Gefühle, die Emotionen, die Einkleidung... alles.
Wovor hast du den größten Respekt?
Ich bin in den letzten Monaten am besten gefahren, mir über Ängste und Zweifel kaum Gedanken zu machen. Deshalb kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nur sagen, dass ich vor jedem Athleten den größten Respekt habe, der vor Ort seinen und den außenstehenden Erwartungen Herr wird und seine beste Leistung zeigt. Das muss man erstmal abrufen können.
Welcher Glücksbringer ist mit im Gepäck nach Frankreich?
Eine Goldkette mit Diabolo-Anhänger, die meine Eltern mir geschenkt haben.
Bitte gib hier deine Französisch-Kenntnisse zum Besten. Welcher Satz/welches Wort ist aus der Schule hängen geblieben?
Damit blamiere ich meine eigene Abiturnote. Da ist wirklich wenig hängen geblieben. Aber im Zweifelsfall: Je ne parle pas francais.
Was ist dein persönliches Ziel?
Spaß haben und das Bestmögliche aus mir herauskitzeln.
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