Das Team - PARIS 2024

5 PARIS 2024 Michel Gomez-Krämer: Am Ende ist es auch ein sportlicher Wettstreit. Da kann auch mal der Favorit den Kürzeren ziehen. Sollte man nicht die Weltcupplatzierungen stärker berücksichtigen? Abel: Im jetzigen internationalen Qualifikationssystem ist das schwierig. In der Vergangenheit wurden über die Weltcups Quotenplätze vergeben. Dadurch war abgesichert, dass die Stärksten auch immer am Start waren. Jetzt gibt es schon einmal eine Schräglage in Richtung Teilnehmer. Hätte ein solcher Wettkampf als Qualiwettkampf die große Aussagekraft? Gomez-Krämer: Es gibt so viele Facetten, die wir uns anschauen müssen. Wir werden dieses System auch noch einmal aus Athletensicht besprechen und uns von allen Sportlern ein Feedback geben lassen bis zum Ende des Jahres. Aus diesen Meinungen, dem Input der Bundestrainer und von unserer Seite, dazu aus Sicht der DOSB-Rahmenbedingungen oder der internationalen Kriterien, werden wir folgern, wie wir das Qualisystem für den nächsten Zyklus entwickeln. Wie seht ihr die Entwicklung im deutschen Sport- und Bogenschießen? Gomez-Krämer: Die Bogen-Frauen sind Weltklasse, die Männer auf einem guten Weg. Wir haben mit der Schaffung eines weiteren Sportfördergruppenplatzes Weichen gestellt. Die Verbesserung über die letzten Jahre im Bereich Pistole hängt natürlich ganz entscheidend mit den Trainern zusammen. Das fängt mit Bärbel Georgi an, die den Unterbau schon bereitet und dies im Erwachsenenbereich vorangetrieben hat, und Claudia Verdicchio-Krause hat auch erst im Unterbau gearbeitet und setzt das jetzt auch weiter fort. Da sieht man die akribische, qualitativ hochwertige Arbeit der Bundestrainerinnen, und jetzt etabliert Jördis Grabe weiter den Nachwuchs. Abel: An der Entwicklung haben auch die Landesverbände ihren Anteil. Sie haben die Athleten so entwickelt, dass sie in den Nachwuchskader NK 1 gekommen sind. Dass diese Sportler internationale Anschlussleistungen geschafft haben, können sich die Trainer in den Verbänden wirklich auf die Fahne schreiben lassen. Dazu beigetragen hat die Leistungssportreform des DOSB, so dass es jetzt hauptamtliche Stützpunkttrainer gibt. In Zusammenarbeit mit den Nachwuchstrainern ist jetzt viel eher tägliche Arbeit möglich, und das macht sich auch bezahlt. In den Landesverbänden ist hochqualifiziertes Potenzial. Wertvoll für uns als Spitzenverband sind natürlich Dinge wie Landesförderung und Landespolizei. Das zieht eine gestiegene Professionalisierung bei den Trainern und den Athleten nach sich. Wir waren in Tokio erstmals nur mit Profis am Start. Das gilt in diesem Jahr auch überwiegend. Gomez-Krämer: Dies alles ist aber auch eng verknüpft im Bereich Pistole mit der Arbeit im leistungsdiagnostischen Bereich von Guido Rudolph. Seit dem Bau des neuen Bundesstützpunktes haben wir in dieser Hinsicht jetzt natürlich hier optimale Voraussetzungen. Die Leistungsdiagnostik ist ein ständiger Part des Trainings hier, um die kleinsten Stellschrauben zu justieren, um in der Weltspitze dabei zu sein. Der DSB hat also von der Leistungssportreform des DOSB in Sachen Trainerstellen und auch vom Neubau des Bundesstützpunktes Wiesbaden profitiert? Abel: Diese ganzen Trainer auf den neuen Stellen haben natürlich unsere Qualität deutlich erhöht. Bevor wir diesen Stützpunkt in Wiesbaden mit der durch Nicole Fetting bestens besetzten Leitungsstelle hatten, gab es die Gruppe der Athleten, die expliziert hier aktiv waren, nicht. Dank der kompetenten Arbeit auch von Stützpunkttrainer Manfred Gohres kommen natürlich auch die Sportler. Dazu haben wir immer die Möglichkeit, mit dem IAT in Leipzig und auch den einzelnen Olympiastützpunkten zusammenzuarbeiten. Diese ganzen wissenschaftlichen Mechanismen greifen tiefergehend, diese einzelnen Puzzlestücke summieren sich, und das macht den Erfolg aus. Kommt die Austragung der Spiele im Sportschießen in Chateauroux und damit entfernt von Paris einer Herabsetzung der Disziplin gleich? Abel: Aus meiner Sicht absolut nicht. Es ist sicher für die Athleten ein bisschen schade, nicht am Hauptwettkampfort Paris zu sein. So werden sie das Olympische Flair, das Olympische Dorf nicht ganz so intensiv wahrnehmen wie sonst. Aber es gab schon immer Sportarten, die außerhalb stationiert waren, wie die Segler. Ich glaube, das ist eine Tendenz für künftige Spiele, dezentraler auszurichten, was ja in Bezug auf die Nachhaltigkeit Sinn macht. So baut man nicht irgendwo etwas hin, was nie wieder benutzt wird. So ist eine Nachnutzung gegeben, außerdem verteilt sich das Großereignis Olympia etwas. Gomez-Krämer: Zum Thema Flair kann ich Thomas nur zustimmen. Wir haben das ja beispielsweise schon bei den Europaspielen gehabt, die in Krakau stattfanden, während die Sportschützen in Breslau waren. Aber von Herabsetzung sollte man nicht sprechen. Das sind gesetzte Rahmenbedingungen. Wir wissen schon lange, dass wir in Chateauroux sind. Positiv ist für uns, dass wir unter uns sind, wir für uns das Olympische Flair haben, und am Ende bleibt ein Medaillengewinn einer der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Viele Schützen freuen sich auch, heraus zu sein aus dem olympischen Trubel. Thomas Abel, Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes und bei Olympia Teilmannschaftsleiter Schieß- und Bogensport. Michel Gomez-Krämer, Cheftrainer des Deutschen Schützenbundes und bei Olympia Teilmannschaftsleiter Schießsport.

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